In der Ausgabe 03-2011 des "akkordeon magazin" ist ein dreiseitiges Porträt des Akkordeonorchesters Untergrombach erschienen:
Tasten - Töne – Emotionen
Das Akkordeonorchester Untergrombach –
ein Klangkörper der Spitzenklasse
(Text: Christine Mayer / Bilder: Handharmonika-Club Untergrombach 1933 e.V.)
Als Wolfgang Pfeffer im Jahr 1974 im Alter von nur 23 Jahren dieses Akkordeonorchester als Jugendorchester gründete, war er getrieben von Visionen, Träumen und dem Ehrgeiz, etwas Besonderes zu schaffen.
Die Ära Ludwig Pfeffer
Geprägt war er von seinem Vater Ludwig Pfeffer, der bereits seit 1946 das 1. Orchester des Handharmonika-Club Untergrombach dirigierte und ihm gerade in den 50er und 60er Jahren zu hervorragenden Erfolgen und großen Titeln verhalf. Pfeffer Senior hatte 1954 nach dem 3. Platz in der Kunststufe beim Karlsruher Tag der Harmonika (hinter Nürnberg und Hamburg) erkannt, dass mit der damals vorwiegend diatonischen Besetzung schwierige Literatur nicht mehr zu bewältigen und somit ein Fortschritt nicht mehr zu erreichen war. Sein Vorschlag, auf chromatische Akkordeons umzustellen, forderte die Spieler in hohem Maße. Auf den neuen Instrumenten wurde wie besessen geübt und zu Pfingsten 1955 gelang bei der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg ein 6. Platz in der Kunststufe. Die neue Besetzung und immer besser werdende Instrumente waren mit die Basis für weitere Erfolge: Freiburg 1956, Pforzheim 1957, Straßburg und Düsseldorf 1958, Stuttgart Deutscher Meister 1959 und Europapokal 1961. Hatten anfangs die Konkurrenten Hamburg und Nürnberg noch nicht gewusst, wo Untergrombach überhaupt liegt, so war der HCU inzwischen längst zu einem Markenzeichen geworden.
Orchester-Erfolge
Doch zurück zum 2. Orchester: In der Biografie des damaligen Jugendorchesters findet sich eine beispiellose Erfolgsserie. Beginnend 1975 mit einem 1. Platz beim Wettbewerb „Aktion Baden-Württemberg“ in der Hauptstufe bis hin zum hervorragenden 1. Platz in der Höchststufe beim 9. Internationalen Akkordeonfestival in Innsbruck im Jahr 2007 erspielte sich das Orchester bei 43 Wettbewerben achtundzwanzig erste, neun zweite und drei dritte Plätze. Die jeweils ein Mal erreichten Plätze fünf, sieben und zwölf möchte man fast unerwähnt lassen.
Zuletzt belegte man in Wuppertal beim Deutschen Orchesterwettbewerb im Jahr 2008 den zweiten Platz. In jenem Jahr war der ganze Verein anlässlich des 75jährigen Vereinsjubiläums in hohem Maße gefordert. Im letzten Jahr durfte man gemäß den Regularien als vormaliger Preisträger das Galakonzert in Innsbruck bestreiten. Hier konnte einmal mehr die durchaus fachkundige Zuhörerschaft von den Untergrombachern begeistert und der Verdienst um die Preisträgerschaft aus dem Jahr 2007 untermauert werden.
Professionalität und Emotionalität
Dass über einen so langen Zeitraum ein solch hohes Niveau stets ausgebaut und erhalten werden konnte, ist möglicherweise dem „Pfeffer’schen“ Gespür für die richtige Stückeauswahl zu verdanken. Die weiteren Geheimnisse - so man hiervon sprechen möchte - liegen viel weniger in der Professionalität als vielmehr in der Emotionalität, sowohl der Spieler als ihres Dirigenten. Enthusiasmus und Leidenschaft - es ist beachtlich, manchmal gar schockierend, auf alle Fälle außergewöhnlich, in welchem Ausmaß sich die einzelnen Spieler dem jeweiligen Streben von Wolfgang Pfeffer hingeben, der oft mit an Sturheit grenzender Strenge an seinen Ideen und Prinzipien festhält, den Ton beharrlich angibt, um seine Spieler letztlich mit Hingabe und Zuneigung immer wieder zu Höchstleistungen zu motivieren.
All diese Ambitionen gelten weniger der jeweiligen Platzierung als vielmehr dem Ziel, seinen Idealen und sich selbst treu zu bleiben, durchaus in dem Bewusstsein um die Gefahr, bei so viel Authentizität und Selbstbewusstsein der breiten Masse, dem Fachpublikum oder auch einer Jury einmal nicht gefallen zu können.
Kontinuität und Innovation
Neben dem um Wolfgang Pfeffer noch immer existenten „harten Kern“ an Spielerinnen und Spielern der ersten Stunde, die für die musikalisch-technische wie auch die emotionale Kontinuität stehen, sorgt eine gesunde Fluktuation und der Zuwachs durch neue und junge Spieler immer wieder für frischen Wind. Frisches und Neues sind ohnehin die Themen dieser Gemeinschaft, die bevorzugt und mit großer Begeisterung Uraufführungen zeitgenössischer Akkordeonmusik oder neu arrangierte Klassiker erarbeitet.
Die Gründe für die Erfolgsgeschichte des Orchesters sind vorrangig einer gesunden Vereinsstruktur zu sehen, in die das Akkordeonorchester Untergrombach eingebettet ist. Sie bietet den nötigen Rückhalt für Experimente und künstlerisches Schaffen. Das 1. Orchester, das seit 1992 ebenfalls von Wolfgang Pfeffer geleitet wird, übernimmt weitestgehend den Part der Unterhaltungsmusik. Um administrative und finanzielle Dinge kümmert sich eine äußerst engagierte Verwaltung.
Ein Zeichen ungewöhnlicher Kontinuität ist wohl auch der Umstand, dass ein Ensemble in 65 Jahren immer von „einem Pfeffer“, nämlich Ludwig oder Wolfgang, dirigiert wurde und insgesamt nur zwei Dirigenten kennt.
Der Dirigent: Wolfgang Pfeffer
Seit vielen Jahren verleiht Wolfgang Pfeffer dem Orchester jene professionelle Prägung, die aus seinem markanten Werdegang als Dirigent resultiert.
Pfeffer studierte von 1968 bis 1975 an der Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe Akkordeon und Orchesterleitung (zeitweise auch in Salzburg und in den USA - Kapellmeister Studium). 1970 bis 1972 war er Stipendiat bei Leonard Bernstein in Tenglewood/Lenox, USA und begann 1973 mit Kompositionsstudien u.a. bei Paul Kühmstedt. 1981 folgte ein Dirigentenseminar bei Prof. Jörg Färber (Württ. Kammerorchester). Von 1992 bis 1996 war er Stipendiat des Deutschen Musikrates bei Sergiu Celibidache in München. Seit 1979 ist er als Lehrer für Akkordeon und Dirigieren an der Musik- und Kunstschule Bruchsal tätig. Darüber hinaus besteht eine rege Tätigkeit als Dozent für Dirigieren und Interpretation sowohl an Landes- und Bundesmusikakademien, beim Deutschen Musikrat, als auch bei diversen musikalischen Fachverbänden. Im Februar 2006 wurde er zum Bezirksdirigent des DHV-Bezirks Karlsruhe gewählt und im Februar 2009 zum Sprecher der Bezirksdirigenten des DHV. Zahlreiche Musikstücke wurden von Wolfgang Pfeffer selbst arrangiert.
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